Geschehen

Ich überlege. Im Hintergrund plätschert das Wasser durch die Regenrinne. Der kühle Wind streift sanft durchs Fenster über meine nackten Arme. Das Blechdach klappert. Ich überlege was. Vor mir steht die Nähmaschine. Hell und warm leuchtet die Lampe im dunklen Zimmer. Einladend, gar herausfordernd sieht sie mich an. Ich überlege, was ich nähen könnte. Neben der Maschine steht der Nähkorb. Fadentrenner und Stecknadeln liegen bereit.

Die Idee, die fehlt. Draußen tropft es weiter, auf dem Fensterbrett bilden sich kleine Pfützen. Die Nähmaschine leuchtet. Der Stoffstapel im Regal hinter mir liegt lautlos da. Ich drehe mich um, sehe ihn an. Ein grüner Stoff, ein grauer Stoff, ein bunter Stoff, ordentlich übereinander gestapelt. Hinter mir am Tisch steht die Nähmaschine, am Boden liegt die Schneidematte und eine Schere.

Ich sehe nach draußen in den Regenschleier. Die Bäume schaukeln hin und her. Grün sind sie zu dieser Jahreszeit, so viel grün. Weiß strahlen die Akazienblüten. Ich entscheide mich fürs Sommerkleid. Ein leiser Windhauch, der durchs Fenster dringt, gibt mir recht. Es wird Zeit für den Sommer.

Ich nehme den grünen Stoff aus dem Regal. „Ein langes Abendkleid für laue Sommernächte will ich sein.“, flüstert er. Der Drucker faucht, spuckt Seite für Seite aus. Kleben, schneiden, anzeichnen, schneiden, stecken.

Endlich: Nähen. Stich für Stich rattert die Maschine. Mit ihrem warmen Licht beruhigt sie mich, meine Gedanken schweifen umher. Mit jeder Naht kommen sie mehr zur Ruhe. Immer weiter, bis ein Kleid vor mir liegt. Wunderschön, selbstgenäht und einzigartig. Niemand sonst hat dieses Stück, verwoben mit Gedanken. Die Ruhe, die entstand, wird dieses Kleid in die Welt hinaustragen.

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